Ein Mikadospiel fällt manchmal so gut, dass du die Stäbe ganz leicht und locker einen nach dem anderen abnimmst.

Mikado fällt manchmal so, dass du, kaum dass du deine Hand einem der Stäbe näherst, alles noch schwieriger machst?

Es gibt solche Tage, an denen ich den Eindruck habe, dass ich in einem Ringelspiel bin, in dem meine Bewegungen mich in unangenehme Gedanken bringen, die mich wieder in unangenehme Situationen verstricken. So wie in ein Geflecht, das durch meine Bewegungen und Gedanken immer fester wird.

Mikado_17th_century_publicdomain_andreaspraefckeKurz: Alles fühlt sich immer schlechter und schlechter an!

Dabei liebe ich Mikado!

Ich habe es immer gerne gespielt, weil ich sehr gut darin war, mit guten Augen und ruhiger Hand genau die Staberln auszusuchen, die ich leicht vom Haufen ablösen konnte!

Klar, mehr als einmal habe ich übersehen, wie ein Stab an einer anderen Stelle etwas bewirkt hat, das ich nicht erwartet hatte!

Und das war Teil des Spaßes, denn es hat mir gezeigt, dass ich meine Augen, mein Einfühlungsvermögen in das färbige Labyrinth der Stäbe noch besser schärfen durfte.

Dass ich dazu lernen durfte!

Und das mache ich gerne – bis heute!

Lernen ist Teil des Spiels in meinem Leben!

Fakt ist sogar, dass ich ziemlich schlecht gelaunt werde, falls ich den Eindruck habe, nichts zu lernen!

Und jetzt fällt es mir ein:

Vielleicht machte ich an den „schlechten“ Tagen genau das:

Ich nahm die Stäbe, die ich vor mir sah, als Anlass nichts von ihnen zu lernen, dass sie vor mir waren!

Vielleicht fiel mir an solchen Tagen einfach nicht ein, was ich Angenehmes lernen könnte!

Denn lernen tue ich ja: ich bestätige mir, dass ich schnell und sicher wieder Altes aufwärmen kann!

Wo ich doch so gerne Spaß habe!

Und du kannst immer von allem etwas Tolles lernen, was du bisher noch nicht gelernt hast!

Egal von was und egal was!

Denn eines weiß ich, ich werde irgendwann das gebrauchen und anwenden, was ich an irgendeinem Tag vielleicht vor langer Zeit gelernt habe!

Das ist mir schon oft passiert:

z. B. als Tom und ich einmal im Winter in Shetland mit einem leichten Auto mit Sommerreifen in einen Schneesturm hineingeraten sind und binnen weniger Minuten die Straßen eisglatt waren.

Und zunächst weit und breit niemand, kein Schneepflug zu erwarten! Und die Aussichten waren düster, denn die Straßen auf Shetland gehen ganz schön auf und ab! Ich sah uns schon im Schneesturm im Auto festsitzen, einfrieren, verhungern, … die ganze Horror-Palette halt! Und dabei wartete ganz ganz weit weg unser schöner warmer Leuchtturm auf uns! Er rief nach uns!

Dann ist mir wieder eingefallen, dass ich ja einmal in meiner Jugend einen Eisschleuderkurs auf einem Parkplatz in einem Mini gemacht habe!

Also habe ich mich voller Konzentration ans Steuer gesetzt, die Erinnerungen an die Lehrstunden kamen ganz schnell, ich sah mich wieder in dem lächerlich kleinen und niedrigen Auto, der Original-Mini ist winzig in meiner Erinnerung, ich hörte das Zurufen der Befehle meines Bekannten, ich spürte auch das Gefühl wieder, die Aufregung, das bisserl Angst um das Auto damals, das Spüren des Autos unter mir, irgendwann fiel mir ein, dass ich ja auch gelernt habe die Handbremse einzusetzen und ich wusste, ich hatte es schon einmal gut, sogar sehr gut hingekriegt, das Auto zu schleudern und aus dem Schleudern wieder herauszuholen, also war ich mir in dem Moment in Shetland sicher, dass wir es schaffen werden!

Auf jeden Fall gehen wir es an!

Ein bisserl ausprobieren, wie das Auto reagiert und los geht’s! Es ist klar, Tom darf draußen, in den kritischen Momenten, wo der Elan vom Gegenhang droht auszugehen, anschieben!

An einem ziemlich langen Aufwärtshang schafften wir es nicht zu zweit!

Die Fahrer und Fahrerinnen der wenigen Autos, die dann endlich vorbeikommen, haben selber genug zu tun, sicher heraufzukommen und unterbrechen nicht ihren eigenen Schwung!

Nach hoffnungsvollem Warten und Wacheln haben wir Glück: Nette Menschen, die aus der Gegenrichtung, also aus herunterfahrender Richtung kommen, springen aus ihrem Bus heraus und ohne Handschuhe stemmen sie sich dem Auto entgegen! Alles rutscht, die Füße, die Reifen, das Auto!

Und gemeinsam schaffen wir es!

Mit ihrer Hilfe bringe ich den Motor wieder so auf Touren, dass ich mit abwechselnd wenig und mehr Gas das Auto gerade noch auf den höchsten Punkt des Hügels führe!

Da habe ich mir selber und der Geduld meines Bekannten gedankt, dass ich in meiner Jugend so neugierig auf Autos war und furchtlos!

Christiane Chris Pape - Mikadospielerin und LebenskünstlerinFurchtlos bin ich geblieben und neugierig!

Jetzt weiß ich, wie’s geht:

Du machst dir aus jeder Situation, in der du steckst, ein Spiel, das heißt: Wie ziehe ich mir die meisten Mikado-Staberln!

Konzentriert sein auf die Erfolge, die du dir selber machst, indem du überlegst, was du alles schon gelernt hast und was davon genau für die Situation passt, in der du bist.

Denn du hast so viel gelernt, irgendetwas wird schon dafür passen und du kannst ja deine Kenntnisse an die aktuelle Situation anpassen!

Hauptsache, du weißt:

“Ich habe es schon einmal geschafft und ich schaffe es auch diesmal wieder – und ich lerne dabei auch wieder etwas Neues!”

Ja, das ist es!

Ich darf mir immer mein Lernspiel basteln!

Dann geht alles leicht und möglicherweise sogar lustig!

be wonderful!

Chris Pape