Vom Leben und Überleben
Der 24. Februar 2007 endete für uns beide, Tom und mich, im Spital!
Und noch dazu in verschiedenen!
Ich weiß vom Unfallhergang gar nichts mehr außer einer sehr vagen Wahrnehmung, dass mein Kletterpartner und Liebster, Tom, den ich gerade sichere, oben auf einem Felsen einen Schrei auslässt, meine Freundin Hilde neben mir einen Sprung zur Seite macht, ich höre einen ohrenbetäubenden Krach und dann ist Stille und Dunkelheit!
Ich bin weg!
Dann immer noch Dunkelheit und irgendetwas stört mich im Gesicht!
Ich will es immer wegwischen und kann es nicht!
Irgendwie ist mir klar, dass sich um mich herum ganz viel abspielt und ich weiß nicht was! Ich kann es nicht einordnen!
Dann sehe ganz nah über mir das Gesicht einer Frau, die mit mir spricht und an meinem Gesicht und Körper etwas macht!
Ich verstehe, dass es eine Ärztin ist und ich bin glücklich, ich weiß auch nicht warum!
Bald fühle ich mich schweben, erstens weil ich starke Schmerzmittel gespritzt bekommen habe und zweitens, weil ich in die Luft gehoben werde!!!!
Ich fliege!
Endlich!
Das habe ich mir mein ganzes Leben gewünscht!
Ich werde in einen Hubschrauber gehoben, ich höre den herrlich lauten Lärm der Rotoren, ich errate die Kargheit des Innenraumes, sehe wieder ein Frauengesicht über mir, das mich fragt, wie es mir geht und ob ich Schmerzen habe!
Nein, Schmerzen habe ich nicht, mir wird nur gerade schlecht und ich weiß nicht, ob ich es ihr erzähle oder ich es mir nur für mich selber denke:
„Das gibt es doch nicht: ich wünsche mir schon so lange in einem Hubschrauber zu fliegen! Ich bin gerade in diesem Moment im Hubschrauber und ich kriege so gut wie nichts mit, ich kann es nicht genießen! So eine Schweinerei!“
Und innerlich und äußerlich lache ich!
Im Krankenhaus in der Notfallambulanz liegend habe ich das Glück, das mich mein Mann auf meinem Handy, danke liebe technologische Entwicklung, anruft und wir können miteinander reden, flüstern, turteln!
Wir sind beide am Leben und überleben!
An diesem Abend, des 24. Februars 2007, liege ich in einem wunderschönen Zimmer in einem modernen Spital.
Mein Bett ist direkt am riesig breitem Fenster und ich schaue auf einen großen Mond im einem wunderbar schwarzen Himmel!
Ich spüre eine Ruhe in mir, eine Dankbarkeit in mir aufsteigen!
Ich weiß nicht, ob ich wieder auf dem einen Auge sehen werde können!
An dem Abend weiß ich nur, dass alles gut wird und das genügt mir!
Ich habe Vertrauen in all den Menschen, die sich um uns kümmern und dass egal, wie die Geschichte, in die ich mich hineinbegeben habe, ausgeht, ich gut damit zurecht kommen werde!
Es gibt ein Morgen und das ist schön, wunderschön!
Danke an all die Menschen, die dazu beigetragen haben und heute für morgen beitragen!
Chris
Heute, 7 Jahre später leben wir beide glücklich und gesund und feiern das Leben jeden Tag aufs Neue. Hier mit diesem Musikvideo: Hymne ans Leben – Überleben
© Christiane Pape und be wonderful! e.U. Thomas Oberbichler 2014