Hat unser Gehirn ein Geschlecht?
Gibt es ein rosa Gehirn, ein blaues Gehirn?
Mit dieser Frage hat sich Lise Eliot, Neurobiologin und Professorin an der Universität von Chicago seit Jahren beschäftigt!
Und die Antwort ist: Mars = Venus
Die Neuronen haben kein Geschlecht!
Lise Eliot räumt mit Stereotypen über Frauen und Männer auf! Es gibt weder ein Barbie-Puppen-Gen noch ein Computerspiel-Gen!
Viele Menschen werden vielleicht enttäuscht sein, besonders diejenigen, die mit gängigen Geschlechtsmodellen ihr Geld machen!
Und viele Komödien sind auf den Unterschieden aufgebaut, die Liebesromane leben davon und selbstverständlich die Konsumindustrie!
Bub oder Mädchen?
Ich kann mich noch gut an die Käufer_innen erinnern, und es waren damals fast nur Frauen, die am Weihnachtsmarkt ein Geschenk für Enkel und Enkelin, Tochter oder Sohn suchten. Bevor ich nach dem Alter fragen konnte, sagten sie mir: Es ist für einen Buben! Oder es ist für ein Mädchen! Das hat mich immer erstaunt! Denn ich bin immer davon ausgegangen, dass Kinder, besonders ganz kleine, die noch nicht sehr stark über das Sozialverhalten ihrer Umwelt in ihrem eigenen Verhalten bestimmt sind, auf alles neugierig sind, denn für sie ist ja alles neu und sie haben selber keine Bedeutung daran geknüpft wie Papa, Mama, Omi und Opi es meistens machen!
Gemischt oder getrennt?
Es gibt auch Anwärter_innen für Schulen, in denen die Kinder wieder in Geschlechter aufgeteilt werden sollen! Angeblich, weil das Gehirn von Mädchen anders arbeitet als das Gehirn von Buben!
Dafür findet Lise Eliot, die Tausende von Studien durchforstet hat, die die intellektuelle Fähigkeiten und das Verhalten von Frauen und Männern zum Thema hatten, keinen Anhaltspunkt. Die Studien haben Erwachsene untersucht – und das Gehirn eines Kindes ist mit dem eines Erwachsenen nicht vergleichbar. Es entwickelt sich erst!
Viele Fähigkeiten, die bei Erwachsenen festgestellt wurden, sind beim Kind noch gar nicht ausgebildet und besonders nicht veranlagt, wie viele es aus den Studien an Erwachsenen rückwirkend für Kinder behaupten und haben wollen! Ein schwerer Rück- und Trugschluss meint Lise Eliot, die es wichtig findet, Kinder nicht von vorneherein in Muster, Strukturen, Farben und Spielzeugkategorien zu pressen! Da sind eher viele verschiedene Einflüsse wichtig, um das Gehirn des Kindes zu stimulieren und sein Wachstum in allen Bereichen zu fördern. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern recht klein sind.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Insgesamt sind die Unterschiede zwischen einzelnen Individuen des gleichen Geschlechts größer als zwischen Frauen und Männer. So sind viele Frauen einfach besser in Mathematik als der Durchschnitt der Männer. Daraus kann eben nicht vorhergesagt werden, wie sich der oder die Einzelne entwickeln wird.
Kultur und Natur
Außerdem ist die Debatte, welchen Stellenwert Gene und Umwelt haben, längst abgeschlossen! Die Wissenschaftler_innen haben festgestellt, dass Kultur und Natur sich gegenseitig beeinflussen und komplex bedingen. Die Umwelt setzt an den Genen an und verändert sie.
Unser Gehirn ist in permanentem Lern- und Veränderungsprozess! Die geringfügigen Unterschiede zwischen Mädchen und Buben können in wenigen Stunden Lernen ausgeglichen werden.
Gemischte Schulen sind optimal
Deshalb plädiert sie eindeutig für gemischte Schulen und schreibt Bücher über die Gehirnentwicklung des Kleinkindes und bietet damit der Gesellschaft die Möglichkeit, die kleinen Menschen aus ihren Gefängnissen der Rollenverteilung zu befreien.
Und die besten Komödien spielen gerade in genialer Weise zunächst mit der Zementierung und mit der Aufhebung der Geschlechterzuordnungen!
Schau dir noch einmal den Geniestreich „Manche mögen es heiß“ von Billy Wilder an!
Besser hat es noch keiner geschafft die Dialektik der Geschlechter zu einer neuen Einheit zu bilden!
Ich freue mich schon auf die Farbenpracht bei der Kleidung der Mädchen! Pink ist out, hinein ins Blau!
Chris Pape