Dumm gelaufen oder Was für ein Glück … Ein Fahrschein, Nebel, Sonne und Wie das Leben so spielt.
Ich übersiedle gerade meinen Blog und bin am Umorganisieren. Dabei bin ich auf diese schöne Geschichte getroffen, die ich mit dir teile.
Der Herbst ist eine schöne Zeit. Genauer gesagt: Ich mag den Herbst. Ich liebe die wunderbaren Farbenspiele der Bäume und Sträucher in Wien und Umgebung. Einer der Vorzüge hier zu leben.
Besonders gut gefallen mir die Tage mit der verrückten Wetterlage, die wir Inversionswetter nennen.
Kennst du das?
Ich meine die Tage, wo über der Ebene, über der Stadt ein Deckel aus Nebel liegt und feuchte Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad den Tag beherrschen. Diese Nebelschicht hat eine Obergrenze, manchmal 500, oft 7-800, manchmal auch 1.000 und mehr Meter.
Sobald du durch den Nebel zur Sonne hochgestiegen bist es nicht nur sonnig, sondern die Temperatur steigt an, je höher du steigst.
Unten: Grau, kalt und feucht
Oben: Warm, sonnig, T-Shirt und kurze Hose 🙂
Einfach wunderbar!
Da ich solche Tage und Wetterlagen nicht nur mag, sondern auch gerne erlebe, machte ich mich an einem Sonntag mit meiner lieben Frau Chris auf, um aus dem nebligen Wien auf den sonnigen Schneeberg zu steigen.
Alles locker, die U-Bahn und die Eisenbahn garantieren den Transport, Picknick und Getränke sind an Bord, um nicht zu sagen im Rucksack.
Alles ist gut.
Bis zum Entwerten des Fahrscheins! …
Wir haben in Wien diese Streifenfahrscheine (Nein, die haben nichts mit Streifenhörnchen zu tun) – 8 Streifen für je 1 Tag und dann fahren, so oft ich will (an diesem Tag). Ab 2 Strecken am Tag zahlen sich diese Fahrscheine aus … und sie sind bequem – einmal zwicken und kein Denken mehr nötig :))
Und da wir zu zweit unterwegs waren, zwickte ich gleich 2 Streifen, das heißt, ich ließ einen Streifen aus und entwertete den nächsten – das gilt dann für 2 Personen …
nur dass ich 2 Streifen ausließ und somit für 3 Personen zwickte.
So ein Sch…! Ich habe mich sofort geärgert! Da hätte ich lieber dem Bettler in der U-Bahnhalle was gegeben statt das Geld so wegzuzwicken!
Ich habe es eh gleich bemerkt und es war dennoch zu spät. So ein Blödsinn. Ich mag so etwas überhaupt nicht. Völlig unnötig!
Mein Glück und Verdienst ist es, dass ich voll auf gute Gefühle optimiert bin.
Das heißt, auch wenn ich mich nicht gleich gut fühle, weil ich weiß, dass ich mich gut fühlen will, so höre ich sehr schnell meine innere Stimme, die sich meldet und mich fragt: „Wie lange willst du dich wegen einem Streifen auf einem Fahrschein noch schlecht fühlen?“ (Ja, du hast recht, es ist meine eigene Stimme.)
Das macht mir nicht gleich gute Gefühle und ich weiß dennoch sofort, dass die miesen bald vorbei sein werden.
„Wie kann ich das beschleunigen?“ ist dann meine nächste Frage.
Viel ist mir da nicht gleich eingefallen, ich hab’s einfach mal mit Lächeln probiert … und siehe da, ich fühlte mich gleich ein wenig besser.
Dann holte ich mir noch die Bilder von letztem Jahr, als ich mit meiner Liebsten auch durch den Nebel zur Sonne hochgestiegen war … und lächelte Sie dabei an.
Das war schon ganz passabel und noch nicht gut genug, denn jetzt ärgerte ich mich darüber, dass ich mich geärgert hatte …
Genau in diesem Moment outete sich der junge Mann, der eben in die U-Bahn eingestiegen war, als Schwarzkappler (so nennen wir in Wien die Kontrolleure in den öffentlichen Verkehrsmitteln) und begann zu kontrollieren.
Na darauf war ich ja bestens vorbereitet … ich hatte ja Fahrscheine für 3 und wir waren nur 2.
Noch bevor ich an die Reihe kam, traf der junge – übrigens freundliche – Schwarzkappler auf einen Mann, der keinen Fahrschein hatte und seinen Ausweis gleich eingezogen bekam, während der Junge, den Wagon weiter kontrollierend durchstreifte.
Früher hatte ich ja einen Blick für diese Schwarzkappler, egal in welchem Aufzug sie unterwegs waren. Heute …
Und ich sitze so da und sinne vor mich hin, immer noch dabei mir immer bessere Gefühle zu machen und plötzlich ist mir alles klar!
Als der Schwarzkappler zurück kam, um unseren Fahrgast ohne Fahrschein zum Aussteigen zwecks Beamtshandlung einzuladen, springe ich auf und wedle mit meinen 3 entwerteten Streifen herum:
„Schauen Sie! Ich habe für 3 gezwickt … und der Mann gehört jetzt zu mir!“
Am Anfang war der junge Kontrolleur noch skeptisch, dann sah er sich mein Dokument genau an und bedankte sich mit einer freundlichen Verabschiedung.
Der fahrscheinlose Fahrgast strahlte … und ich auch.
So ein Glück, dass ich gerade heute in der Früh „zu viel“ Streifen entwertet hatte.
Ich war stolz und froh und der ganze weitere Tag mit einer wunderbaren Wanderung im farbenfrohen, herbstlichen Gebirge einfach schön.
Und das ist eine andere Geschichte.
Zum Glück ist das Leben einfach wunderschön!
be wonderful!
Tom